Huawei P20 Pro

Praxistest

16.08.2019

Ich bin ein bisschen spät dran, mit diesem Test. Inzwischen ist bereits das Huawei P30 Pro auf dem Markt. Bislang war mir das Huawei P20 Pro aber einfach zu teuer, weil ich die Geräte, die ich teste selbst bezahlen muss. Jetzt sind die Preise für mich äußerst interessant und so kann ich meinen "Daily Driver", das Honor View 10, nach 1,5 Jahren ablösen. Das Huawei P20 Pro kam im März 2018 für 899,00€ auf den deutschen Markt. Ich habe jetzt 399,00€ bezahlt und im Rahmen einer Aktion noch eine Huawei Watch GT kostenlos dazu gekriegt. Das Huawei P20 Pro war 2018 die Speerspitze von Huawei im High Endbereich, mit der weltbesten Kamera.

Technisch sind die Unterschiede zu meinem Honor View 10, auf dem Papier gar nicht so groß, denn das Huawei P20 Pro nutzt den gleichen Prozessor (Kirin 970). Dazu gesellen sich auch hier 6GB RAM und 128GB ROM. Einen erweiterbaren Speicher hat es allerdings nicht, das macht Honor besser. Auch einen 3,5mm Klinkenanschluß sucht man vergebens. Aber es gibt ein paar entscheidende Pluspunkte auf Seiten des P20 Pro. So hat es bei geringeren Gehäuseabmessungen einen größeren Screen und der ist auch noch ein Allways On Full-View OLED Display. Das Gehäuse ist hochwertiger, mit einer Glasrückseite, einem glänzenden Metallrahmen und IP67 zertifiziert. Ich habe mich für das sehr schöne Twilight Modell entschieden. Der größte Unterschied ist aber die Leica Triple Kamera, die auch 2019 noch das Maß aller Dinge ist.

Gleich beim auspacken hat mich das Design vom Hocker gehauen. In der Verpackung finden wir ein USB-Schnellladegerät, ein Silikon Cover und ein Stereo Headset, dessen Qualität ich nicht beurteilen kann, da ich es nicht getestet habe.

 

Größe: 73,9 x 155 x 7,8 mm 

Gewicht: 180g 

SoC: Huawei HiSilicon KIRIN 970

Prozessor: Octa-Core 64bit

Taktung: bis 2,4 GHz 

AnTuTu: 211123 Punkte 

Grafik: Mali G72 MP12

RAM: 6 GB 

ROM: 128 GB 

Speichererweiterung: Nein

Display: 6,1" OLED

Displayauflösung: 1080 x 2240

Hauptkamera: 40/20/8 Mpx Triple

Selfiekamera: 24 Mpx 

Akku: 4000 mAh 

Betriebssystem: Android 8.0 Oreo (Update auf Android 9.1.0 Pie)

Dual-SIM: Ja

2G: 1800, 1900, 850, 900 

3G: 2100, 1900, 850, 900

4G: 700, 800, 850, 900, 1500, 1800, 2100, 2300, 2600  

WiFi: a, ac, b, g, n 5Ghz-Dual-Band 

USB: Typ-C  3.1

Bluetooth: 4.2

Navigation: GPS, A-GPS, GLONASS, BeiDou

Fingerprint: Ja 

 

Verarbeitung und Design

Das Design ist ein echter Hingucker. Die Rückseite in Twilight schimmert in einem Farbverlauf von Lila bis Türkis sehr auffällig. Die Verarbeitung ist ohne Tadel. Die Übergänge vom 2,5D Glas in den glänzenden Metallrahmen sind vollendet. Mit seinen nur 7,8mm Stärke liegt das Handy perfekt in der Hand. Es dürfte auch für die meisten Frauenhände nicht zu groß sein.

Auf der rechten Seite gibt es 2 Tasten für Laut/Leise und die Powertaste. Links ist der Einschub für 2 SIM-Karten. Alles ist perfekt, nichts wackelt und die Druckpunkte der Tasten könnten nicht besser sein. Die Powertaste ist farblich mit einer roten Intarsie abgesetzt. An der Oberseite befindet sich ein Mikrofon zur Geräuschunterdrückung und ein Infrarotport. Die Unterseite zeigt einen der beiden Stereo-Lautsprecher, den USB-C Anschluss und das Mikrofon. In der Notch des 6,1" Displays gibt es den zweiten Lautsprecher/Ohrhörer und die 24Mpx-Selfie Kamera. Etwas oberhalb gibt es noch eine Benachrichtigungs-LED. Unterhalb des Displays ist der Fingerabdruck-Sensor, der wahlweise auch als Home Button, mit mehrfach Funktion für zurück und die App-Übersicht, genutzt werden kann. In diesem Fall bleiben die Onscreen Tasten ausgeblendet. Das gefiel mir schon beim Honor View 10 sehr gut. Ich habe mich schnell daran gewöhnt. Auf der Rückseite befindet sich die Leica Triple-Cam mit dem Dual-LED Blitz. Die Kameras stehen leicht aus dem Gehäuse heraus, was mir nicht so gut gefällt. Legt man das Handy auf den Tisch, wackelt es und die ungeschützten Kameras können schnell verkratzen. Abhilfe schafft ein Backcover, was dann aber das Smartphone deutlich dicker macht.

 

Display

Das 6,1 Zoll OLED Display im 18,7:9 Format löst mit FullHD+ 1080 x 2240 (408ppi) auf, so dass natürlich keine einzelnen Bildpunkte mehr erkennbar sind. Die Farben, Kontraste und Blickwinkel stimmen. Der Schwarzwert ist OLED typisch perfekt. Das fällt besonders auf, wenn man beide Handydisplays miteinander vergleicht. Das Honor ist da nicht so Kontrast stark, wie das P20 Pro. Der Weißwert geht in Ordnung. Der Farbton lässt sich im Menü individuell anpassen. Der Screen strahlt recht hell. So lässt sich das Display auch bei grellem Sonnenschein noch problemlos ablesen. Ja, und es gibt eine Notch, die aber relativ klein ausfällt. Wen es stört, der kann sie in den Einstellungen ausblenden. 

Das Display wird von Corning Gorilla Glas geschützt und ist gegen Kratzer weitgehend unempfindlich. Die werkseitig verklebte Displayschutzfolie, war am unteren Rand leider nicht ganz perfekt angebracht. 

Super ist auch der Handschuhmodus, mit dem sich das Display in der kalten Jahreszeit problemlos bedienen lässt. Das konnte ich schon beim Honor View 10 ausgiebig testen.

Die Touchscreen-Bedienung ist unproblematisch, die Sensitivität lässt keine Wünsche offen. Lediglich das Tippen von Texten ist mit der überladenen Standardtastatur recht schwierig, weil die klein geratenen Tastenfelder nicht so leicht zu treffen sind. Ich empfehle auf jeden Fall die voreingestellte Tastatur durch die Gboard-Tastatur von Google zu ersetzen. Das schafft ein wenig Abhilfe, weil die Tasten größer dargestellt werden, als bei der voreingestellten Tastatur.

 

Betriebssystem und Performance

Huawei liefert das P20 Pro mit Android 8.0 Oreo und EMUI 8.0 aus. Nach einem Update-Marathon landet man dann aber bei Android 9.1.0 Pie. Der Sicherheitspatch ist vom 05.07.19 und damit nicht so aktuell, wie auf meinem Honor mit dem Stand vom 16.07.19. Das verwundert mich, da beide Geräte ja aus dem gleichen Hause stammen. Das sind aber nur 11 Tage Unterschied und damit kein Problem. Auf einen App-Drawer verzichtet der Hersteller, wozu auch, wenn sich überflüssige Apps in Ordnern verstecken lassen. Wer nicht darauf verzichten möchte, kann aber nachträglich einen App-Drawer in den Einstellungen aktivieren. Auf Bloodware hätte Huawei gerne verzichten können. Zum Glück ließen sich die voreingestellten Apps der Dritthersteller sämtlichst deinstallieren. 

Das User-Interface ist komplett in Deutsch übersetzt. Die Navigation durch das System klappt flüssig, Apps starten schnell und auch bei der Spieleperformance gibt sich das Gerät keine Blöße. Daran hat natürlich auch der Arbeitsspeicher mit 6 GB RAM seinen Anteil. Multitasking ist gar kein Problem. Der Kirin 970 ist ein 2018ner TOP-Prozessor von Huawei aber unter dem Strich nicht so effizient, wie ein vergleichbarer Snapdragon 845. Dennoch ist die Hardware immer noch auf einem High-End Niveau. Erfreulich ist auch, dass Huawei die Wärmeableitung des Prozessors im Griff hat. Das Gerät wurde nie wärmer, als die eigene Körpertemperatur. 

 

Konnektivität und Kommunikation

Im P20 Pro lassen sich 2 Nano-SIM Karten einlegen. Die Erweiterung des internen Speichers mittels MicroSD-Karte ist nicht vorgesehen. Da der interne Speicher aber üppig ist, sollte dies für die meisten Nutzer kein Problem sein. Immerhin gibt es eine Dual-SIM Funktion. Damit eignet es sich auch hervorragend für all jene, die private und geschäftliche Nutzung trennen wollen oder einen Datenvertrag und einen Allnet-Vertrag parallel nutzen wollen. Natürlich verbinden sich beide Karten mit dem LTE-Netz. Somit gibt es auf beiden SIM-Karten Verbindungen in Voice-Over-LTE-Qualität. Der Netzempfang ist gut. Ich hatte immer ein stabiles LTE-Netz, auch an Stellen, wo sich andere Smartphones schon ins UMTS-Netz verabschiedet hatte.

Die Gesprächsqualität an der Hörmuschel ist gut. Die eingebauten Lautsprecher sind laut und klingen sauber. Dolby Atmos ist ein schönes Gimmick, aber ich höre meine Musik dann doch lieber über meine Stereo-Kopfhörer, die ich mittels Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelt habe. Alternativ liegt ein USB-C auf 3,5mm Klinke Adapter und ein USB-C Stereo Headset bei. Ich vermisse den fehlenden 3,5mm Klinkenanschluß nicht.

Auch beim WiFi-Empfang gibt sich das Gerät keine Blöße. An Bord sind a, ac, b, g, n 5Ghz-Dual-Band. Was will man mehr? 

Bluetooth wird in der Version 4.2 unterstützt. Hier hätte ich mir die Version 5.0 gewünscht. Zeitgemäß gibt es natürlich einen USB-C Anschluss, im schnellen Standard 3.1.

Bei der Navigation stehen GPS, A-GPS, GLONASS und BEIDOU zur Verfügung, der Fix ist schnell und sehr zuverlässig. Die Abweichung beträgt meist nur 2-5m. 

Der Fingerabdrucksensor ist auf der Vorderseite, was mir gut gefällt. So kann man das Gerät auch entsperren, wenn es auf dem Tisch liegt und muss es nicht erst in die Hand nehmen. Der Sensor ist schnell funktioniert ohne Tadel. Bei 10 Versuchen entsperrte das Handy 10 mal beim ersten Versuch. NFC steht erwartungsgemäß auch auf der Ausstattungsliste, so dass man zeitgemäß auch die Zahlungsfunktion von z.B. Google Pay nutzen kann. Das praktiziere ich schon erfolgreich seit einiger Zeit.

 

Kamera

Die Leica Triple Kamera auf der Rückseite, war 2018 ein Alleinstellungsmerkmal von Huawei. Die Präsentation dieser außergewöhnlichen Hardware ziert zahlreiche Testberichte, die diese Innovation überschwänglich loben, so dass ich mir hier einen Testbericht sparen kann. Fotos und Videos sind über jeden Zweifel erhaben und es gibt Tester, die selbst die neue Kamera des Huawei P30 Pro, als nicht besser einschätzen. 

Es ist alles an Bord, was der Laie aber auch der Profi zum fotografieren und filmen braucht. Dank KI geht kaum mal etwas schief. Besonders begeistert hat mich der Nachtmodus, der mehr aus dem Bild herausholt, als das menschliche Auge.

Ausführliche Tests, mit Beispielbildern, findet Ihr z.B. auf DKamera.de

 

Akkulaufzeit

Der Akku ist fest verbaut. Mit 4000 mAh ist der Li-Akku auf einem TOP-Level. Im Standby verbraucht das Gerät kaum Strom, selbst bei aktiviertem Allways On Display. Die Optimierung des Akkus im Standby hat Huawei hervorragend gelöst. So kommt man problemlos durch den Tag, selbst zwei Tage Nutzung sind kaum ein Problem. Sollte der Akku einmal schnell wieder aufgeladen werden müssen, ist auch das kein Problem, da Schnellladen, in Form von Huawei SuperCharge unterstützt wird und nach spätestens 100 Minuten, die volle Ladung wieder zur Verfügung steht. Verzichten müssen Nutzer allerdings auf kabelloses Laden. Dies wäre mit der Glasrückseite eigentlich zu erwarten gewesen.

 

Fazit

Das Huawei P20 Pro ist ein leistungsstarkes, modernes Handy, mit einer tadellosen Verarbeitung, dass auch noch heute zur Flagship-Kategorie zählt. So punktet es u.a. mit einem schnellen Prozessor, viel Speicher, kompletter Ausstattung, einem starken Akku, einem sehr guten Fingerprintsensor auf der Vorderseite und einer Leica Tripple-Cam, die noch immer eine der besten Smartphone-Kameras der Welt ist. 

So gibt es kaum Kritikpunkte. Wer unbedingt meckern will, kann die fehlende Speichererweiterung und den fehlenden 3,5mm Klinkenanschluß bemängeln.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ist für mich zum Zeitpunkt meines Tests überragend. Ich gebe eine ganz klare Empfehlung.

Autor: Bernd Volkmer